Die Körperarbeit mit dem Tuning-Board™ nach Dr. Darrell Sanchez ist ein überaus spannender Ansatz. Darrell Sanchez ist selbst Tänzer, Rolfer, Craniosacral-Therapeut, Psychotherapeut und Somatic-Experiencing®-Practitioner. Basierend auf diesem vielschichtigen und spannenden Hintergrund entwickelte er den Ansatz des bewegten und bewegenden Tuning-Board-Embodiments, wobei das „Tuning-Board“ als solches dabei das grundlegende Arbeitswerkzeug darstellt. In seinem Konzept verbinden sich vor allem die Grundprinzipien von  der Strukturellen Integration des Rolfing® (Dr. Ida Rolf), des Somatic Experiencing® (SE) (Dr. Peter Levine) und der Körperpsychotherapie/ Bioenergetik nach (Dr. Wilhelm Reich/ Alexander Lowen) – ferner gibt es bspw. deutliche Überschneidungen zu den Prinzipien des HAKOMI (Ron Kurtz) und des SOMA-Embodiment® (Dr. Sonia Gomes)

„Das Tuning-Board ist eine brillante Erfindung, die jede Art von somatischer Arbeit erleichtert.“ (Dr. Peter A. Levine)

Tuning Board™ – Trauma & Vagusnerv

Unser autonomes vagales Reaktionssystem besteht aus drei Teilen und gliedert sich in einen sozialen, einen sympathischen und parasympathischen Bereich. Wir erleben Situationen, Mitmenschen und Umwelt – sprich „Wirklichkeit“ – anders, je nachdem welcher dieser Modi gerade aktiv ist. Dabei spielt der Vagusnerv eine wesentliche Rolle. Er ist, wie wir spätestens seit Prof. Stephen Porges´ „Polyvagaltheorie“ wissen, für unser Wohlbefinden und Überleben (in Krisensituationen) essentiell und ist bei den Traumafolgestörungen und bei Traumatisierungen allgemein bedeutsam. Denn schließlich steht der „Wandernde Vagusnerv“ sowohl mit sämtlichen inneren Funktionen in Verbindung und als auch mit der Art und Weise, wie wir mit der Umwelt und unseren Mitmenschen in Kontakt gehen (können). Dabei vermittelt der Vagus mit seinen Vagussträngen fortwährende Botschaften zwischen unserem Gehirn und unseren Organsystemen. Wenn es uns gut geht und wir uns sicher fühlen, sind die Vagusfunktionen im Gleichgewicht, was Resilienz ermöglicht, und wir sprechen von einem gesunden Vagustonus (siehe dazu auch unser „Vagus-Training“ >>). In einem solchen Modus oder Zustand, können wir auch problemlos hin- und herwechseln zwischen Aktivität, Aufregung und Ruhe sowie zwischen Zurückgezogenheit/ Kontemplation und liebevoller sozialer Zugewandtheit – dabei sind Atemrhythmus, Muskeltonus, nervliche Erregung und Verdauung „normal“. Eine Einbuße der Elastizität des autonomen Nervensystems zeigt sich häufig in Erstarrung, Verhärtung, Taubheit oder Dissoziation – was durchweg potenziell auf (post)traumatischen Stress, Trauma oder „Posttraumatische Belastungsstörung“ (PTBS) verweist. Die therapeutische Arbeit mit dem Tuning Board steigert die Fähigkeit zu erkennen, welche der Vagusfunktionen gerade aktiv ist sowie die Ressourcen einen gesunden Vagustonus zu unterstützen, bzw. wiederherzustellen. 

 

Ich war fasziniert von dem Gedanken, welch hoch sensible Wesen wir sind, denen viel daran gelegen sein muss, sich mit den Möglichkeiten der Bewegung auseinander zu setzen, und das brachte mich auf die Erfindung des Tuning Boards (…) Aus meiner jahrelangen Beschäftigung mit kreativer Bewegungsarbeit wusste ich, dass die Standfläche des Brettes so gestaltet sein müsste, dass es die räumliche Orientierung darauf erleichtert. Stärken und Schwächen in der räumlichen Wahrnehmung zu merken, ist wichtig für
die Stimulation und Entwicklung des Gehirns. Diese Informationen können genutzt werden, um die für Heilungs- und kreative Prozesse so zentrale Kommunikation zwischen den beiden Gehirnhälften zu fördern.

Dr. Darrell Sanchez

Psychotherapeut/ Tänzer/ Rolfer/ Craniosacraltherapeut, SE-Practitioner , Tunining-Board

Tuning Board™ – Embodiment

Das Tuning Board bietet die Möglichkeit psycho-somatische Einschränkungen und fixierte Muster/ Informationen, die den vollen Ausdruck der Gesundheit behindern, erstmalig klar zu erspüren/ erkennen und diese zu lockern/ lösen. Diese Form der Fixierungen, Blockaden, Erstarrungen, Einfrierungen oder Körperanzerungen/ Segmentpanzerungen entstehen beispielsweise durch überwältigende und traumatische Erfahrungen (wie bspw. Erstarrungen im Beckenbereich durch sexuellen Missbrauch/ sexuelle Übergriffe), durch Verletzungen/ Unfälle (Autounfälle, Motorradunfälle, Fahrradstürze, Sportverletzungen etc.) oder einfach durch alltägliche Angewohnheiten (wie bspw. schlechte Haltungen, Bewegungsmangel, psychischer Stress etc.). Die in den Fixierungen gehaltene Information oder „Energie“ beeinflusst sämtliche körperlichen Bewegungsabläufe sowie die sogenannte „Propriozeption“ – also die Wahrnehmung von Körperbewegung und -lage im Raum oder der Lage einzelner Körperteile zueinander. Dies hat eine Störung im vollständigen Erleben des eigenen Organismus sowie des damit verbundenen Lebensflusses und letztlich der Verwirklichung des eigenen, vollen Potenzials zur Folge.

„Das Tuning Board lässt die ohnehin stattfindende ständige Bewegung schneller ablaufen und stellt uns Menschen besonders im Stehen behutsam vor tief gehende Herausforderungen. Widerstände gegen ständige Bewegung, von uns Fixierungen genannt, treten auf einem dauerbewegten Untergrund sehr deutlich zutage. Selbst noch die dichtesten Elemente, die unsere Struktur ausmachen, sind im einen oder anderen Umfang ständig in Bewegung und Veränderung begriffen – zum Guten wie zum Schlechten. Das Tuning Board gibt Gelegenheit, den Organismus mit seinen fixierten ungesunden Haltungsgewohnheiten und dem Dilemma, sich erden und orientieren zu müssen, in eine Situation zu versetzen, in der er eine beschleunigte ständige Bewegung und ein unablässiges Im-Fluss-Seins erlebt.“

(Dr. Darrell Sanchez)

Tuning Board™ – Wirkung 

Das Tuning Board erzeugt also einen paradoxen Effekt von kontinuierlicher Bewegung, Aufrichtung, Erdung, Instabilität, Aktivierung, Zentrierung, Präsenz, Achtsamkeit, Gewahrsein und Gegenwärtigkeit. Dadurch beginnt der gesamte Organismus „Mensch“ quasi automatisch in tiefere innere Prozesse einzusteigen, die teilweise bis in die transpersonale, kollektive und archetypische Ebene hineinreichen können. Durch die sanfte Aktivierung des Nervensystems und der parallelen körperlichen Lockerungen kann sehr gut auf der weiter gearbeitet werden. Eine Parallele zum TRE® (Dr. David Berceli), ist die, dass sich die initiierte Mobilisierung vom Becken/ Beckenboden kommend, entlang der Wirbelsäule, durch den Organismus nach oben zum Großhirn hin fortsetzt und von dort aus wiederum Rückkopplungsschleifen zum Körper initiiert. Die Herangehensweise und die Qualität ist beim Tuning-Board jedoch eine andere als beim TRE® und das Herausbringen von sympathischer Übererregung ist beim Einsatz des Tuning Boards auch nicht „Ziel“. Wir verbinden die Wirkung des Tuning-Boards ferner mit dem SSP-Ansatz von Prof. Stephen Porges. 

„Das Tuning Board entfaltet dadurch seine Wirkung, dass es die Person, die auf ihm steht, vor eine anspruchsvolle körperliche Aufgabe stellt, bei der Polaritäten wie Stabilität/Chaos, Spannung/Loslassen, unbehagliches Feststecken/Im-Fluss-Sein zum Tragen kommen werden – alles Aspekte, die den schöpferischen Prozess kennzeichnen. Das Tuning Board simuliert sozusagen im Zeitraffer etwas, was den realen Planeten Erde kennzeichnet: ständige Bewegung. Das Körperfeld und das gesamte Sein der Person sind dabei kontinuierlich einer Flut von sensorischen Erfahrungen ausgesetzt.“

(Dr. Darrel Sanchez)

Hinweis

Für eine kassenfinanzierte “Traumatherapie” wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder psychologischen Psychotherapeuten. Am freiraum-Institut bieten wir ausschließlich Persönlichkeitsentwicklung und Coaching zur Potenzialentfaltung an. 

Jörg Fuhrmann

Jörg Fuhrmann

Leiter freiraum-Institut/ Therapeut/ Supervisor

Körper-Gestalttherapeut (EAP)/ Transpersonaler Therapeut (EUROTAS)/ Fortbildung bei Dr. Darrel Sanchez

Quellen: 

Bartenieff, Irmgard,1980, Body Movement: Coping with the Environment, Gordon & Breach Science Publishers

Eggetsberger, Gerhard, H., 1996, Geheime Lebensenergien – PcE Das Trainingsprogramm für mehr Lebenskraft, Gesundheit und Spiritualität, Orac

Franklin, Eric, 2002, Beckenboden-Power – Das dynamische Training für Sie und Ihn, Kösel

Geuter, Ulfried, 2015, Körperpsychotherapie: Grundriss einer Theorie für die klinische Praxis, Springer 

Levine, Peter, A., 2016, Trauma und Gedächtnis, Kösel

Ogden, Pat/ Minton, Kekuni/ Pain, 2010, Clare, Trauma und Körper, Junfermann

Porges, Stephen, W./ Dana, Deb, 2019, Klinische Anwendung der Polyvagaltheorie – Ein neues Verständnis des Autonomen Nervensystems und seiner Anwendung in der therapeutischen Praxis, Probst

Porges, Stephen, W., 2010, Die Polyvagal-Theorie, Junfermann

Rolf, Ida, 1989, Rolfing – Strukturelle Integration: Wandel und Gleichgewicht der Körperstruktur, Hugendubel

Sanchez, Darrel, Das Tuning-Board, Fachartikel

Scaer, Robert, 2012 Acht Schlüssel zur Gehirn-Körper Balance – Neurophysiologische Grundlagen einer somatisch orientierten Traumatherapie, G. P. Probst

Van der Kolk, Bessel, 2015, Verkörperter Schrecken – Traumaspuren in Gehirn, Geist und Körper, G. P. Probst

© freiraum-Institut (FRI) (Konzept von Jörg Fuhrmann) – Teilen ausdrücklich erwünscht.

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