Somatic-Experiencing® (SE) nach Dr. Peter A. Levine

Somatic-Experiencing – kurz „SE“ – ist ein menschenfreundlicher Ansatz für Therapie, Coaching, Beratung, Pflege, Notfallhelfer und Pädagogik der von Dr. Peter Levine entwickelt wurde. Dieser konzentriert sich darauf, wie potenziell traumatische Erlebnisse (zu denen Peter auch leichtere Schock-Erfahrungen, als in den klassischen Definitionen angegeben, zählt) und überwältigende Erfahrungen im Körper gespeichert werden und wie sie durch gezielte körperliche und sensorische Übungen verarbeitet werden können. Peter Levine argumentiert, dass Traumata nicht nur im Geist, sondern auch im Körper gespeichert werden und dass eine gezielte Arbeit mit körperlichen Empfindungen und Reaktionen helfen kann, die Auswirkungen von Traumata, Schock und Überwältigung zu reduzieren. Somatic-Experiencing zielt darauf ab, die natürlichen Selbstregulierungskräfte des Körpers und des Autonomen Nervensystems, auf Basis der Polyvagaltheorie, zu aktivieren, um traumatischen Stress, ähnlich wie beim gezielt evozierten „Neurogenen Zittern“ durch das TRE, zu verarbeiten und die damit verbundenen Symptome zu lindern. Das Somatic-Experiencing hat sich über viele Jahrzehnte als wirksam erwiesen und wird international angewendet. Neuere Ansätze im somatischen Formenkreis, wie bspw. das NARM oder SOMA-Embodiment sowie die Arbeit mit dem Tuning-Board oder der integralen somatischen Psychologie, sind allesamt aus dem Somatic-Experiencing entstanden und haben dabei bestimmte Schwerpunkte in den Fokus gestellt. Es ist ferner sehr gut möglich, die von uns angebotenen SSP-Sound-Anwendungen mit dem Somatic-Experiencing in Online-Sitzungen zu kombinieren. 

Traumata sind so alltäglich geworden, dass die meisten Menschen ihre Präsenz nicht einmal bemerken (…) Trauma ist nicht das, was uns widerfährt, sondern das, was wir in Abwesenheit eines einfühlsamen Zeugen in uns tragen.

Dr. Peter A. Levine

Psychologe/ Biophysiker/ Trauma-Forscher, Somatic-Experiencing (SE)

Dr. Peter Levine´s große Entdeckung… 

1969, als Psychosomatik noch ein deutlich unterrepräsentiertes Fachgebiet war, beschäftigte sich der Psychologe und Biophysiker Peter Levine mit der Frage, welche später auch Dr. David Berceli umtrieb, warum Säugetiere in freier Wildbahn keine posttraumatischen Symptome – also eine „PTBS“ –  erleiden, obwohl sie doch täglich enorm belastenden Herausforderungen und potenziell traumatischen Ereignissen und Begebenheiten, bis hin zur permanenten Lebensgefahr, gegenüber stehen. Als Prof. Stephen Porges 25 Jahre später die Polyvagaltheorie und mit ihr die These von zwei unterschiedlich voneinander entwickelten Vagusnerv-Pfaden, aufstellte, machten auf einmal all die verwirrenden, diffusen und scheinbar zusammenhangslosen „Trauma-Reaktionen“ und „Trauma-Phänomene“ beim Menschen plötzlich Sinn. Denn schließlich haben wir mit den Säugetieren sehr viel gemeinsam – so auch den ventrovagalen Vagusnerv. Doch zurück zu Peter Levine: in jener Zeit, arbeitete Peter mit einer Klienten „Synonym Nancy“, die unter schweren Ängsten, Phobien und Panik-Attacken litt, welche sich durch den Einsatz von Entspannungstechniken weiter verschlimmerten – ein Mechanismus, der von vielen Kollegen bis heute nicht verstanden wird, da oftmals parasympathische Entspannung per sé als Antidote zum sympathikotonen „Stress“ verkauft wird, was eben aber nicht grundsätzlich stimmt und im Bereich „Trauma“ auch gänzlich falsch sein kann.

Peter Levine forderte „Nancy“ damals intuitiv dazu auf, vor einem imaginären Tiger davonzulaufen. Zu seiner großen Überraschung fingen daraufhin ihre Beine an, zittrig auf der Stelle zu laufen, bis die Klientin schließlich von heftigem Zucken und Schütteln erfasst wurde. Peter sagt dazu selbst: „Das Bild des Tigers hatte den instinktiv reagierenden Teil von ihr wieder geweckt.“ Durch die instinktiven Laufbewegungen konnte sich Nancys Nervensystem von der überschüssigen Energie befreien, die es seit der als traumatisch erlebten Mandel-Operation in ihrer Kindheit aufgestaut und somit zurückgehalten hatte. „Nancy“ brachte jene Sitzung nicht nur ein Durchbruch in der Angst-Bewältigung – sie brachte ihr vor allem die eigene Lebensenergie und mit ihr ein aktives, selbst bestimmtes Leben zurück. Ermutigt von seinem Erfolg mit „Nancy“, begann Peter Levine, tiefer in die Entstehung und Transformation von traumatischen Erlebnissen einzutauchen. Durch seine Forschungen über die Biologie des Traumas entwickelte er seinen körperorientierten Ansatz zur sanften Trauma-Arbeit/ Trauma-Folgen-Lösung „Somatic-Experiencing® (SE)“. Im Laufe der Zeit verfeinerte er seine Methoden und gründete die „Foundation for Human Enrichment“, die heute als „Somatic-Experiencing-Trauma-Institute (SETI)“ bekannt ist. Seit den 1990er Jahren unterrichtet Dr. Levine zusammen mit seinem akkreditierten Trainerteam weltweit Somatic-Experiencing, um Menschen aller Berufszweige darin zu ermächtigen anderen Menschen zu helfen, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und ihre Lebenskraft wiederzuerlangen.

Beim Somatic-Experiencing wird weder das Erlebte plump umgedeutet, noch harsch hervorgezerrt um es gar nochmal konfrontativ erleben zu müssen, so dass es zu einer neuerlichen Aktivierung der bereits angelegten, neuronalen Trauma-Schaltkreise käme (wie es oft in vielen 1970er-Jahre-Therapien der Fall war), noch wird derjenige als „krank und mit einer Störung behaftet“ abgestempelt. Es geht uns darum, die Verbindung zu sich selbst und zum eigenen Körper wieder im Hier und Jetzt, verbunden mit Ressourcen (die uns einstmals fehlten), gestaltend aufzunehmen. Aufklärung („Psychoedukation“) ist ein wichtiger Bestandteil einer SE-Sitzung um auftauchende Phänomene entsprechend einordnen zu können, was dabei hilft zu verstehen, wie bestimmte Symptome mit erlebten Überwältigungen zusammenhängen. Im sogenannten „Pendeln“ zwischen den neu gefundenen oder wieder entdeckten Ressourcen und den Aspekten der überwältigenden Erfahrung wird Schritt für Schritt die im Nervensystem gebundene Überlebensenergie gelöst. Dies erfolgt bewusst kleinschrittig, so dass, keine abermalige Überflutung ausgelöst wird. Die unbewussten Fixierungen lösen sich so und der Körper beginnt, sich leichter wieder zu regulieren und in einen natürlichen Wechsel von Aktivität und Entspannung zu gelangen. 

Trauma, SE & Spiritualität…  

Wie schon des Öfteren auf dieser Seite beschrieben und in Videos angesprochen, ist „Trauma“ sowohl ein potenzieller Öffner spiritueller Dimensionen und Wahrnehmungskanäle, es ist auch ein Wachstumskatalysator und Dünger für „post-Traumatische Selbstkompetenz und Selbsttranszendenz“. Dies wurde schon seit Jahrtausenden in mystischen Schriften und Weisheitslehren erkannt und bspw. in der modernen Psychologie auch Pim van Lommel in Bezug auf die Nahtodforschung oder Stanislav Grof in Bezug auf Geburtserfahrungen beschrieben. Damit dies nicht in neue überwältigende Erfahrungen und mitunter spirituelle Krisen führt, wie sie bspw. oft nach psychedelischen Sitzungen in unguten Settings, Dosen oder ohne Begleitungen auftritt oder mitunter bei Kundalini-Yoga-Prozessen, Atemsettings und Meditations-Retreats passieren kann, ist es im Sinne des Somatic-Experience wichtig, die damit verbundenen Dynamiken fein dosiert („Titriert“) anzuschauen um nicht abermals überwältigt zu werden. Damit verbundene Prinzipien fließen auch in die Transpersonale Prozessarbeit am freiraum-Institut ein. 

„Ich bin überzeugt davon, dass Trauma heilbar ist und dass der Heilungsprozess ein Katalysator für tief greifendes Erwachen sein kann – ein Türöffner für emotionale und echte spirituelle Transformation.“

(Dr. Peter A. Levine)

Trauma, SE, NARM & Beziehung…  

Wie bereits auf der NARM-Seite beschrieben besteht eine enge Verbindung zwischen Trauma-Strukturen, v.a. aus dem Bereich „Bindungstrauma“ mit dem Lebensbereich der intimen menschlichen Beziehungen, Partnerschaft oder Ehe. Nicht selten finden sich gerade die Menschen, welche beiderseits von Trauma-Strukturen geprägt worden sind, was die innerpsychisch oder körperlich vorhandenen Dynamiken im Einzelnen jeweils tendenziell aktiviert („triggert“) und potenziell verstärken kann. Letzteres führt dann oftmals, aus Mangel an Kapazität und beidseitiger Unfähigkeit zur gegenseitig-mitfühlenden Co-Regulation zu Eskalationsspiralen ohne Lösung. In diesem Sinne kann eine gemeinsam NARM- & SE-Arbeit als Paar eine große Bereicherung in der Beziehung darstellen, die das Wachstum und Potenzial fördert anstatt die malignen Strukturen verhärtet. 

Hinweis zum hier vorgestellten SE-Ansatz

Für eine kassenfinanzierte “Traumatherapie” wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder psychologischen Psychotherapeuten. Am freiraum-Institut bieten wir ausschließlich Persönlichkeitsentwicklung zur ganzheitlichen Potenzialentfaltung an.

Jörg Fuhrmann

Jörg Fuhrmann

Leiter freiraum-Institut/ Trainer/ Supervisor

Gestalttherapeut (EAP)/ Transpersonaler Therapeut (EUROTAS)/ Somatic-Experiencing®-Practitioner/ NARM®-Practitioner/ TRE®-Provider

English Profile at Somatic-Experiencing-International >>

 

Weiterführende Literatur zum Thema Trauma, Schock, Stress, Nervensystem, Poylvagaltheorie & Somatic-Experiencing: 

Grüber, Isa, 2017, Was der Körper zu sagen hat – Ganzheitlich gesund durch achtsames Spüren, Stress- und Traumabewältigung durch Somatic Experiencing (SE), Mankau

Levine, Peter, 2024, Lernen, den Tiger zu reiten: Die Autobiographie des wegweisenden Trauma-Experten, Kösel

Levine, Peter, 2016, Trauma und Gedächtnis: Die Spuren unserer Erinnerung in Körper und Gehirn – Wie wir traumatische Erfahrungen verstehen und verarbeiten, Kösel

Levine, Peter/ Phillips, Maggie, 2013, Vom Schmerz befreit: Entdecken Sie die Kraft Ihres Körpers, Schmerzen zu überwinden, Kösel

Levine, Peter, 2011, Sprache ohne Worte: Wie unser Körper Trauma verarbeitet und uns in die innere Balance zurückführt, Kösel

Levine, Peter/ Kline, Maggie, 2010, Kinder vor seelischen Verletzungen schützen: Wie wir sie vor traumatischen Erfahrungen bewahren und im Ernstfall unterstützen können, Kösel

Levine, Peter/ Jahn, Judith, 2007, Vom Trauma befreien – Wie Sie seelische und körperliche Blockaden lösen: Wie Sie seelische und körperliche Blockaden lösen, Kösel

Levine, Peter, 1998, Trauma-Heilung: Das Erwachen des Tigers. Unsere Fähigkeit, traumatische Erfahrungen zu transformieren: Das Erwachen des Tigers. Unsere Fähigkeit, traumatische Erfahrung zu transformieren, Synthesis 

Porges, Stephen, 2021, Heilen mit der Polyvagaltheorie – Neuronales Training für Körper, Herz und Hirn, Probst

Porges, Stephen/ Dana, Deb, 2018, Klinische Anwendungen der Polyvagaltheorie – Ein neues Verständnis des Autonomen Nervensystems und seiner Anwendung in der therapeutischen Praxis, Probst

Rahm, Dorothea/ Meggyesy, Sylvia, 2019, Somatische Erfahrungen in der psychotherapeuten und körpertherapeutischen Traumabehandlung, Probst

Van der Kolk, Bessel, 2014, Verkörperter Schrecken – Traumaspuren in Gehirn, Geist und Körper, Probst

© freiraum-Institut (FRI) (Konzept von Jörg Fuhrmann) – Teilen ausdrücklich erwünscht.

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