Was ist SOMA-Embodiment® nach Dr. Sonia Gomes
Embodiment (engl., „Verkörperung“) ist ein Zustand bewusster Wahrnehmung von körperlicher Präsenz. In den letzten Jahren ist die Bezeichnung zu einem internationalen Modebegriff geworden. Selbst an den sonst traditionell körperfeindlichen Universitäten hat er Einzug gehalten. Dies zeigt, wie essenziell das Phänomen der menschlichen Verkörperung breitflächig geworden ist. SOMA-Embodiment® ist eine moderne, innovative und integrative Weiterentwicklung des Embodiments, die sich als Begleitform für Menschen jeden Alters versteht. Embodiment ist ein wesentlicher Aspekt für die Lösung von lange gehaltenen Emotionen, körperlichen Wunden und Belastungen oder überwältigenden Erfahrungen. Definiert wird Embodiment im Umfeld von SOMA als „bewusste Wahrnehmung von körperlichen Zuständen über kohärente und fließende Empfindungen im kontinuierlichen Prozess der Bewegung“ (Polarity-Institut-Zürich). Konzipiert und entwickelt von wurde das SOMA-Embodiment® von Dr. Sonia Gomes und Marcelo Muniz (Brasilien).
SOMA-Embodiment® bietet neben diagnostischen Fähigkeiten, Berührungs- und Bewegungswerkzeuge sowie Techniken zur Erweiterung des haptischen Gewahrseins, um so emotional überwältigende Erfahrungen, die sich immer auch im Organismus abbilden, zu transformieren. SOMA-Embodiment® umfasst technische Aspekte der Struktur- und Bewegungsintegration von Dr. Ida Rolf sowie der tonischen Funktions- und Bewegungsanalyse von Hubert Godard. Soma-Embodiment ist mit dem psychophysiologischen Verständnis Dr. Peter A. Levines Somatic-Experiencing® durchdrungen und wird theoretisch fundiert unterstützt durch die Polyvagaltheorie von Prof. Stephen Porges sowie durch die Beiträge der Ökologischen Psychologie, wie sie von Dr. James Gibson dargelegt wurden. Auch die Arbeiten von Henri Wallon, Donald Winnicott und André Bullinger prägen das SOMA-Embodiment®.
It’s not how deep you go, it’s how you go deep – Es geht nicht darum wie tief Du gehst, sondern wie Du in die Tiefe gehst.
Was bewirkt das SOMA-Embodiment®
Bei jeder Art von von überwältigender Erfahrung – welche die Kapazität des eigenen Nervensystems/ Körpers/ Geistes sowie der Emotionen und der Psyche übersteigt – kommt es zu einem Bruch der sensomotorischen Koordination. Dies kann in jedem Stadium der menschlichen Entwicklung geschehen. Bevor ein emotional belastendes Ereignis neu verhandelt und somit verwandelt werden kann, muss der Körper im Sinne der SOMA-Embodiment®-Philosophie physische Stabilität, Erdung, Aufrichtung, Gewahrsein, Zirkulation und Atemfluss entwickeln oder wiederfinden. SOMA-Embodiment®-Praktiker helfen Menschen dabei, durch Aufmerksamkeit auf das ventrale Vagus-Nervensystem (Porges) und Bewegungsumerziehung (Godard/ Rolf) das einstiege, belastende Territorium neu zu kartieren und sicher zu bereisen, um so körperliche Stabilität, Wahrnehmung und Propriozeption wiederherzustellen. Betroffene lernen so die dosierte Freisetzung gebundener Energien und -muster – bspw. aus Schock-Erfahrungen, Unfällen und (kollektiv) belastenden Ereignissen -, um die physiologische Funktion, Orientierung und natürliche körperliche und psychische Belastbarkeit wieder herzustellen. Dies führt letztlich zu einer größeren Kapazität für persönliche Entscheidungsfreiheit, stimmigeren zwischenmenschlichen Kontakt und generell zu mehr Leichtigkeit und Freude.
Erweiterung des Somatic-Experiencing®-Ansatzes
Im Prozess von SE™, des NARM™ oder des Hypnagogen Atmens ist es leicht möglich individuelle Hemmungen des emotionalen Ausdrucks sowie blockierte Fragmente zu finden. Mit der Ergänzung des SOMA-Embodiment® ist es nun noch besser möglich, eine gleichzeitige Aktivierung des sozialen Engagement-Systems – über den aktiven ventralen Vagusnerv – durch Synergie, Resonanz, Intuition, körperliche Stabilität und Psychoedukation zu ermöglichen und mehr gesamtorganismische Kapazität zu ermöglichen. Auf diese Weise lernen Menschen allmählich, sicher auf die unvollständigen Abwehrmechanismen zuzugreifen und gleichzeitig mehr Kohärenz zu erreichen und so schließlich in die Lage versetzt zu werden, einstmals belastende Erinnerungen neu zu „codieren“.
Hinweis zum hier vorgestellten Ansatz
Für eine kassenfinanzierte “Traumatherapie” wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder psychologischen Psychotherapeuten. Am freiraum-Institut bieten wir ausschließlich Persönlichkeitsentwicklung zur ganzheitlichen Potenzialentfaltung an.
Jörg Fuhrmann
Leiter freiraum-Institut/ Therapeut/ Supervisor
Körper-Gestalttherapeut (EAP)/ Transpersonaler Therapeut (EUROTAS)/ SOMA-Embodiment®-Practitioner
Weiterführende Literatur:
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Caldwell, Christine, 2014, Sensation, Movement and Emotion – Explicit procedures for implicit memories, Naropa
Caldwell, Christine, 1997, Getting in Touch: The Guide to New Body-Centered Therapies, Quest
Geuter, Ulfried, 2015, Körperpsychotherapie, Springer
Gomes Silva, Sônia, Maria, 2014, Engaging Touch & Movement in Somatic Experiencing® Trauma Resolution Approach, PhD-Dissertation
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McHose, Caryn, 2006, How Life Moves: Explorations in Meaning and Body Awareness, North Atlantic
Rolf, Ida, 1996, Rolfing, Hugendubel
Rolf, Ida, 1993, Rolfing im Überblick: Physische Wirklichkeit und der Weg zu innerem Gleichgewicht, Junfermann
Scaer, Robert, 2017, Acht Schlüssel zur Gehirn-Körper-Balance – Neurophysiologische Grundlagen, Probst
Van der Kolk, Bessel, 2014, Verkörperter Schrecken – Traumaspuren in Gehirn, Geist und Körper, Probst
© freiraum-Institut (FRI) (Konzept von Jörg Fuhrmann) – Teilen ausdrücklich erwünscht.
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