Maslow stieß auf eine ganz überraschende und für ihn als Agnostiker kaum akzeptable Tatsache: Psychisch besonders gesunde Menschen tendieren zu “mystischen Erfahrungen”.

Dr. David Steindl-Rast

Psychologe/ Benediktiner-Mönch, Gratefullness


Jahrtausendealte Weisheitslehre & spirituelle Praxis trifft Wissenschaft

Gipfelerlebnisse, Mystik, Spiritualität & der Weg zur Transpersonalen Psychologie


Mirce Eliade Schamanismus & TranceAbraham Maslows Vortrag “Lessons from the Peak-Experiences” (1962) und sein WerkReligions, Values and Peak-experiences” (1964) drehten die bisherigen Erkenntnisse und Paradigmen der konventionellen Psychologie also quasi ins Gegenteil um und folgten dem Religionswissenschaftlicher Prof. Mircea Eliade, mit dessem richtungsweisenden Standardwerk “Le chamanisme et les techniques archaiques de l´extase” (1951), der in den rituellen Ekstasetechniken sowie der rituellen Nutzung psychoaktiver Substanzen erstmalig keine Geisteskrankheit, sondern eine religiös-spirituelle Beseeltheit, sensitive Fähigkeit, Wahrnehmung und Heilkunst des menschlichen Bewusstseinsspektrums (jenseits des alltäglichen Wachbewusstseins) gesehen hatte. Diese entscheidend Neuinterpretation, weg von der vorherigen Stigmatisierung und Pathologisierung (Anm.: auch heute noch gibt es im DSM o. ICD keine Kategorie für spirituell veränderte Bewusstseinszustände), hin zur positiven Bedeutungsgebung von eben diesen erweiterten Bewusstseinszuständen, als “gesunde” oder gar “heilige” Qualitäten und Räume, die als Transformationskraft (ohne sich auf eine religiöse Tradition ideologisch festzulegen) für Veränderungsprozesse genutzt werden kann, war ein wesentlichen Grundstein für die Transpersonale Psychologie als die “Vierte Kraft“. Diese wurde vor allem durch Abraham Maslow, Stanislav Grof und Ken Wilber sowie durch Autoren wie Aldous Huxley, William S. Burroughs, Alan Watts oder Carlos Castaneda geprägt. Begleitet wurde der damit verbundene, kollektive Bewusstseinswandel von enormem politisch-gesellschaftlichem Aktionismus und einer bis heute nachwirkenden, künstlerischen und lebenspragmatischen Experimentierfreude – die man freilich auch kritisch betrachten kann.

Nach W. T. Stace/ T. Passie weisen “mystische Erfahrungen” folgende mögliche Charakteristika auf:

  • Ein Einheitserlebnis, dass die Subjekt-Objekt Relation aufhebt – also die Ich-Umwelt-Wahrnehmung – transzendiert und miteinander verschmelzen lässt.
  • Raum und Zeitempfindung verzerren sich oder verschwinden ganz (Erlebniss von Ewigkeit/ Glück/ FLOW/ absolute Präsenz etc.).
  • Tief empfundene positive Stimmung mit hoher Intensität (Liebe/ Friede/ Verbundenheit/ Seligkeit/ Ekstase/ Verzückung etc.).
  • Gefühle der Heiligkeit voller Erfurcht und Staunen (für profane, alltägliche Dinge/ für alles was existiert).
  • Eigene Empfindungen/ Körpersensationen werden als absolut und evident “wahr” erlebt.
  • Paradoxes Erleben von “Ich” und “Nicht-Ich”/ “Ich-Grenzen verschwimmen und lösen sich auf.
  • Der/ Die Erlebende hat oftmals große Schwierigkeit der Verbalisierung und Übersetzung in Alltagstermini, was die Verständigung mit Menschen im alltäglichen Bewusstsein(sfeld) oftmals als schwierig erscheinen lässt.

Maslows Lebensweg lässt sich vielleicht in einer Aussage Heisenbergs pointieren:

“Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.”

(Prof. Werner Heisenberg)

Stanislav GrofDenn zum Ende seines Lebens erkannte Maslow, dass es jenseits der klassischen Bedüfnisbefriedigung (Vgl., Platon/ Lujo Brentano) und Selbstverwirklichung noch einer weiteren Stufe der Entwicklung Bedarf: die der Selbsttranszendenz (und somit einer Herz-Öffnung des Bewusstseins im Sinne allen Lebens). Diese transpersonale Qualität geht Hand in Hand mit dem, was Aldous Huxley “Philosophia perennis” genannt hatte – der ewigen Essenz aller Weisheitslehren und spirituellen Traditionen, die identisch ist mit der höchsten Wirklichkeit allen Seins. In der “Psychologie des Seins” schrieb Maslow von dem Erkennen des wahren Seins, welches eine totale Aufmerksamkeit – vergleichbar mit dem präsent-fokussierten Wahrnehmen eines Meditierenden – zur Grundlage hat:

“Da das ganze Sein wahrgenommen wird, gelten alle jene Gesetze, die gültig wären, wenn der ganze Kosmos auf einmal erfaßt werden könnte. Diese Wahrnehmung steht in schroffem Gegensatz zur normalen Wahrnehmung. Hier schenkt man dem Objekt Aufmerksamkeit gleichzeitig mit allem anderen, was relevant ist.”

(Prof. Abraham H. Maslow) 

Selbstverwirklichte PersonenMaslow vergegenwärtigte bestimmte außergewöhnliche Erfahrungen des Seins, die er “Gipfelerfahrungen” (Peak Experiences) nannte. bei diesen Spitzenerfahrungen handelt es sich um Momente eines tiefen Erlebens (bspw. von Liebe, Verstehen, Sinn, Glück, Ekstase, Verzückung, Verbundenheit, Einheit) in welchen der Erlebende sich bspw. mehr am Leben, bedeutsamer, ganzer, heiler, selbstbewusster, harmonischer, gerechter oder dichter an der essentiellen Wahrheit erlebt. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass jene Gipfelerlebnisse ein Spiegel der Erkenntnis des eigenen menschlichen Potenzials darstellen und das höchste Maß an menschlicher Entwicklung repräsentieren. Das scheint der Grund warum Menschen, die ihrem inneren Klang der Selbst-Verwirklichung (“Selbst-Aktualisierung”) intuitiv folgen, laut Maslow diese Erlebnisse häufiger als andere erleben. Transpersonale Erfahrungen, mitsamt all ihren irrationalen Qualitäten (Raum-/ Zeitverlust/ akausale Logik/ Eingebungen/ Intuitionen/ Visionen/ Grenzüberschreitung/ Transgenerationalität etc.) werden als solche bis heute von der Mehrheit der konventionellen Psychologen und Psychotherapeuten nicht als existent o. “authentisch” akzeptiert, sondern rein symbolisch, abwertend o. stigmatisierend gedeutet. Jedoch ist es im Sinne transpersonaler Therapie wichtig die erweiterten Zustände des Bewusstseins nicht einfach nur als “Halluzinationen” abzutun, sondern diese wertfrei ernst zu nehmen und als das zu würdigen, was sie (auch) sind: “Außergewöhnliche Spektren des Bewusstseins” – was auch kollektive und paranormale Phänomene mit einschließen kann. Dies hat zur Folge, dass in der Transpersonalen Psychologie auch Fragen des Sterbens und die Auseinandersetzung mit dem Tode sowie mit Lebenstiefpunkten und Krisenzuständen (“Nadir States”) nicht nur nicht tabuisiert, sondern auch als Wachstumsfaktoren verstanden werden. Auch für diese Erfahrungsdimensionen besitzt die transpersonale Therapie unterschiedliche Methoden – wie bspw. das Holotrope Atmen nach Grof oder unser Ansatz der “Transpersonalen Prozessarbeit” und des “Hypnagogen Atmens“. Von vielen Fachleuten wird der substanzgestützte (bspw. LSD/ MDMA/ Psilocybin/ Peyote/ Ayahuasca etc.), therapeutisch initiierte, psychedelische Weg allerdings immer noch als wirkungsvollste Praxis angesehen. Allerdings hat unsere Erfahrung am freiraum-Institut gezeigt, dass Menschen, mit umfassenden Erfahrungen in diesen Bereichen oftmals durch unsere Atem-Arbeit in ähnliche Bereiche gelangen und diese dann jedoch besser integrieren können, als auf ihren vorherigen Trip-Erfahrungen. 

Eine Person im Zustand einer Gipfelerfahrung erlebt folgende Zustände:

  • TimothyLeary-LectureTour-SUNYAB-1969, Dr Dennis BogbanZeit- und Raum-Gefüge ist nicht mehr vorhanden (Vgl., “Flow”)
  • Ganzheit und Integrität – frei sein von inneren Konflikten
  • Gefühl sämtliche Ressourcen und Möglichkeiten mit dem höchstmöglichen Maß zu nutzen
  • Einfaches Sein und Handeln ohne Anstrengung/ Kampf
  • Umfassende Verantwortung/ Selbstbestimmung für eigene Wahrnehmung + Verhalten
  • Frei von Ängsten, Hemmungen, Selbstkritik oder Zweifeln
  • Spontan-expressive und natürlich-fließender Ausdruck der nicht durch Konformität eingeschränkt ist
  • Ein freier Geist, der flexibel, offen neuen kreativen Ideen/ Gedanken gegenübersteht
  • Absolute Präsenz im und auf den gegenwärtigen Moment ohne Beeinflussung von Vergangenheit/ Zukunft.

Humanistische_Philosophie_EthikDie “Wilden 60er”, mit Ihrer Rückkehr zum spirituellen und mystischen Bewusstsein auf breiter Ebene, hatten deutlich gemacht, dass die Psychologie mystische Erfahrungen, psychedelische Erfahrungen, Einheitserlebnisse, religiöse Erfahrungen, Trance, Kunst und Inspiration mit einbeziehen musste, so erkannte Stanislav Grof (frei aus “Holotropic Breathwork®“). Dies machte auch die enorme Kraft des “Schmelztiegels des “Human Potential-Movements” (nach Aldous Huxleys Vortrag “Human Potentialities”), des “Encounter” und für die “Transpersonale Psychologie” – dem Esalen-Institute von Dick Price und Michael Murphy – deutlich. Ähnlich wie dereinst in den frühen 1930ern, auf den u.a. von Olga Fröbe-Kapteyn, Carl Gustav Jung und Karl Karl Kerényi initiierten Eranos-Tagungen im schweizer Kanton Tessin (Ascona), trafen sich auch hier große Geister vieler geisteswissenschaftlicher, naturwissenschaftlicher und spiritueller Disziplinen und brachten ihr umfangreiches Wissen zusammen. Auch Abraham Maslow war hier tätig – Stanislav Grof lebte, genau wie Fritz Perls, zeitweise mit seiner Frau Christina Grof an der ehemaligen Kultstätte der “Esalanen” am wundervollen Big-Sur in Kalifornien.

Grof Psychologie der ZukunftAls Maslow die Aufzeichnungen Grof´s zu seinen psychedelischen LSD-25-Sitzungen zu lesen bekam, war er völlig außer sich, da er die Verbindung zwischen seinen “Gipfelerlebnissen” und Grofs “Transpersonalen Erlebnissen” (sowie seiner Kartographie der Psyche mitsamt der Perinatalen Matrizen und des COEX-Konzeptes) deutlich wie nie vor sich liegen sah. Maslow, der genau wie Sutich, an einem Punkt angekommen war, wo er mit der Humanistischen Psychologie unzufrieden geworden war, weil sie eine wesentliche Dimension des Menschseins – die spirituell-mystische – ausklammerte, erkannte, dass er den Schlüssel in seinen Händen hielt um sein Lebenswerk einer ganzheitlichen Psychologie, die alle Aspekte des Menschseins umfasst zu vervollständigen. Dies geschah 1967 auf dem legendären Treffen Abraham Maslows mit Anthony Sutich, Jamis Fadiman, Miles Vich, Sonja Margulies und Stanislav Grof in Menlo Park in Kalifornien, welches den Startpunkt der “vierten Kraft der Psychologie und Psychotherapie” markierte hin zur “Association of Transpersonal Psychology (ATP)“. 1969 veröffentlichte Maslow dann seinen Artikel “Die Reichweite der menschlichen Natur”, in dem er die transpersonale Idee zum ersten Mal öffentlich vertrat. 1975 führte die Bewegung dann zur Gründung des “Institute for Transpersonal Psychology” in Palo Alto und 1978 zur Gründung der “International Transpersonal Association (ITA)” durch Stanislav Grof. Maslow und Sutich, die ursprünglich den, damals noch unverfänglichen und unproblematischen, Begriff “Trans-Humanistische Psychologie” favorisiert hatten, waren von Grofs Idee begeistert und so nannte man die “Psychologie des nächsten Jahrtausends” (Grof) eben “Transpersonale Psychologie”. Der Begriff “transpersonal” wurde allerdings 1953 bereits erstmalig von dem C. G. Jung-Schüler Erich Neumann verwendet. Die Transpersonale Psychologie/ Psychotherapie ist somit die wissenschaftliche, methodische und philosophische Erweiterung von Tiefenpsychologie, Behavioralismus und Humanistischer Psychologie.

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Alle Probleme sind im Grunde genommen Symptome einer grundlegenden Bewusstseins- und Wahrnehmungskrise (…) Ohne eine tiefgreifende innere Transformation ist eine radikale Lösung nicht möglich (…) Durch Erlebnisse von kosmischem Einssein und mit der eigenen Göttlichkeit können wir uns in wachsendem Maße mit der gesamten Schöpfung identifizieren, was uns Gefühle wie Staunen, Liebe, Mitgefühl und inneren Frieden schenkt.

Prof. Dr. Stanislav Grof

Psychiater/ Mitbegründer der Transpersonalen Psychologie

Shiva - Ekstatische Trance

Erklärtes Ziel der neuen Transpersonale Psychologie Bewegung war und ist es u.a. die jahrtausendealten Weisheitslehren aus West und Ost, mitsamt all ihren Wegen zu unterschiedlichen, bewusstseinserweiternden Erkenntnissen, mit in die moderne Psychologie zu integrieren und nutzbar zu machen. In den 1980er Jahren entstanden daher zahlreiche internationale Dachverbände, Vereine, Organisationen und Institutionen. Für Europa als wesentlich, vom hohen Zertifizierungsstandard, als auch den jährlichen Kongress-Aktivitäten und Angeboten her, ist die “EUROTAS – European Transpersonal Association“, mit Hauptsitz in Wien, zu nennen. Konkrete Einblicke in die Transpersonale Ausbildung am freiraum-Institut bei Jörg Fuhrmann erhältst Du hier >>

Volles Potenzial entfalten – freiraum-Institut-Konzept >>

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Jörg Fuhrmann über Nahtoderfahrung & Integration.

Ein Interview zur persönlichen Lebenserfahrung.

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Prof. Dr. Stanislav Grof´s transpersonal-holistic Vision.

Proposal for a holotropic Psychology of the Future.

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Jörg Fuhrmann über transpersonale Psychologie & Wachstum.

Die vertikale Achse in der transpersonalen Therapie.

 Die Transpersonale Psychologie und Ihre Impulsgeber:

  • Philosophie
  • Alchemie
  • Astrologie
  • Mesmerisumus
  • Quantenphysik
  • Lebensenergie-Forschung
  • Pränatalpsychologie
  • Parapsychologische ForschungBlume des Lebens
  • William James´ Psychologie + Philosophie
  • Psychoanalyse nach C.G. Jung
  • Psychosynthese nach Roberto Assagioli
  • Körperpsychotherapie nach Wilhelm Reich
  • Logotherapie nach Viktor E. Frankl
  • Weisheitslehren aus Ost und West
  • Jean Gebsers integrale Philosophie
  • Fritjoff Capras “Tao der Physik”
  • Forschungen Albert Hofmanns & Gordon Wassons
  • LSD-25-Forschung u.a. durch Stanislav Grof & Hanscarl Leuner
  • Peyote-Zeremonien der Native-American-Church
  • Psilocybin-Zeremonien der Schamanin Maria Sabina
  • Psycholytische Therapie nach Hanscarl Leuner
  • Mythologische Psychologie v.a. nach Joseph Campbell
  • Mystik/ Sufismus/ Chassidismus/ Alchemie/ Daoismus/ Zen/ Yoga/ Qi-Gong/ Tantra/ Vipassana/ Schamanentum
  • Latihan-Meditation (SUBUD) nach Muhammad Subuh Sumohadiwidjojo
  • Enneagramm-Arbeit nach Georges I. Gurdjieff
  • Dynamische Meditationen™ nach OSHO
  • Spiral Dynamics nach Clare W. Graves
  • Hypnose/ Mesmerismus

Die Transpersonale Psychologie & ihre therapeutischen Methoden:

  • Holotropes Atmen® nach Stanislav Grof
  • Spirituelle Krisenbewältigung nach Stan & Christina Grof
  • Transit-Astrologie & Psychologie nach Richard Tarnas
  • Seekers After Truth® (SAT) nach Claudio Naranjo
  • Diamond Approach™ nach A.H. Almaas
  • Initiatische Therapie nach Karlfried Graf Dürckheim/ Maria Hippius-Gräfin Dürckheim
  • Heroes Journey nach Paul Rebillot
  • Rituelle Körperhaltungen & ekstatische Trance nach Felicitas Goodman®
  • Terpsichore Trance Therapy (TTT) nach David Akstein
  • Authentic Movement (AM) nach Janet Adler
  • Prozessorientierte Psychologie nach Amy/ Arnold Mindell
  • Orgodynamik nach Michael/ Gabrielle Plesse-St. Clair
  • Integrale Psychologie & Philosophie nach Ken Wilber
  • Quantenpsychologie nach Stephen Wolinsky
  • Inner-Team-Focusing (ITF) & Achtsamkeitsbasierte DeHypnose nach Jörg Fuhrmann
  • Transpersonale Prozessarbeit & Hypnagoges Atmen nach Jörg Fuhrmann

© freiraum-Institut (FRI) (Artikel von Jörg Fuhrmann) – Teilen ausdrücklich erwünscht.

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