Was macht die Musik des Safe and Sound Protocol (SSP) so besonders? Wie unterscheidet sich die Kinder-SSP-App von anderer Musik? Das sind zwei Fragen, die uns oft gestellt werden.

Die vereinfachte Antwort lautet, dass die Musik des Kinder-SSP und der erwachsenen SSP-App-Varianten (Popmusik, klassische Musik & Ambientmusik) algorithmisch gefiltert wurde, um Klangmerkmale hervorzuheben, die für die sichere menschliche Kommunikation verwendet werden. Dadurch werden Sicherheitssignale an das Nervensystem gesendet, die dem Zuhörer helfen, sich regulierter zu fühlen.

Aber was sind diese sicheren Klangeigenschaften?

Bis zum Jugendalter schenken Kinder der Stimme ihrer Mutter besondere Aufmerksamkeit. Ein Hinweis liegt daher darin, wie eine Mutter ihr Kleinkind beruhigt. Sie moduliert ihre Tonhöhe, den Rhythmus und die Lautstärke ihrer Stimme so, dass diese Sicherheit vermittelt, was wiederum zu einer fürsorglichen Beziehung zum Kind beiträgt. Dr. Jacek Kolacz, wissenschaftlicher Assistenzprofessor am Ohio State University College of Medicine, und Kollegen untersuchten dieses Phänomen, indem sie den Einfluss mütterlicher Stimmprosodie auf die Regulierung des Nervensystems von Säuglingen nach einem sozialen Stressfaktor untersuchten (Kolacz et al., 2021). 

Das „Still-Face-Paradigma“, entwickelt von Dr. Ed Tronick (1978) (Quelle: Kolacz et al., 2021)

An der Studie nahmen 96 Mütter und ihre Säuglinge im Alter zwischen 4 und 8 Monaten teil. Das „Still-Face-Paradigma“, entwickelt von Ed Tronick, Ph.D. (1978) wurde als sozialer Stressor (Vgl. „Bindungstrauma„) verwendet. Es begann damit, dass die Mütter in einer Spielphase von Angesicht zu Angesicht normal mit ihrem Kind interagierten, gefolgt von einer zweiminütigen Still-Gesichtsphase, in der die Mutter die Interaktion zurückzog und mit neutralem Gesichtsausdruck still saß. Nach zwei Minuten wurde die normale Interaktion in der Reunion-Phase wieder aufgenommen. Während des gesamten Experiments überwachten die Forscher die Herzfrequenz und das Verhalten der Säuglinge. Während der Wiedervereinigungsphase beurteilten sie die Prosodie der Stimmen der Mütter, indem sie zwei Qualitäten untersuchten: Frequenz und spektro-zeitliche Variabilität.

Die in Hertz (Hz) gemessene Frequenz korreliert mit der Tonhöhe. Basierend auf der Form des menschlichen Ohrs sind Geräusche im Bereich von 500 bis 5.000 Hz leichter zu verstehen und zu erkennen, insbesondere beim Sprechen. Diese Frequenzen liegen im mittleren Bereich dessen, was Menschen hören können, und werden als „Band des Wahrnehmungsvorteils“ bezeichnet. Dieses Frequenzband umfasst die Tonhöhen, die verwendet werden, wenn Menschen ruhig miteinander kommunizieren, im Gegensatz zu Notrufen oder Schreien, die typischerweise eine höhere Tonhöhe von mehr als 5.000 Hz haben.

Beispiele für verschiedene Geräusche und allgemeinen Frequenzbereich.

Sicherheit wird auch stimmlich durch Rhythmus und Lautstärke kommuniziert, wobei spektro-zeitliche Variabilität eine entscheidende Rolle spielt. In diesem Zusammenhang bezieht sich „Spektro“ auf die spektrale Modulation, die die Änderung der Frequenzkomponenten (Tonhöhe) über die Zeit bezeichnet. Erinnern wir uns, wie sich die Tonhöhe beim Spielen einer Tonleiter ändert oder wie die Tonhöhe am Ende eines Satzes ansteigt, um anzuzeigen, dass eine Frage gestellt wird. Zeitliche Modulation ist die Änderung der Schallwellenamplitude (Lautstärke) im Laufe der Zeit und wird verwendet, um Rhythmus und Betonung zu erzeugen. Unser Gehirn nimmt Variationen in Lautstärke und Tonhöhe wahr, um der Bedeutung der gesprochenen Wörter Komplexität und Nuancen zu verleihen.

In dieser Studie wurden die Stimmen der Mütter mit eher mittleren Frequenzen (500 bis 5.000 Hz) und Veränderungen in Tonhöhe und Lautstärke (spektro-zeitliche Variabilität) mit einer Verringerung der Herzfrequenz des Säuglings und Verhaltensstress in Verbindung gebracht und mit einem Anstieg verbunden im Vagustonus des Herzens nach Stresseinwirkung. Diese Ergebnisse legen nahe, dass prosodische Merkmale im Klang die Regulierung des Nervensystems verbessern können, was auf die Beziehung zwischen Klang und Nervensystem (!!!) hinweist.

Als Säugetiere haben prosodische, melodische Lautäußerungen etwas, das unserem Körper Sicherheit signalisiert. Was SSP tut, ist, diese Eigenschaften zu nutzen und sie auf eine Art und Weise in Musik umzusetzen, die als progressive Übung dient, um diese Systeme [involviert in die Regulierung] in Gang zu bringen.“

Seth Porges

Clinical Conversations: Practical Applications of Polyvagal Theory

Was hat das mit dem SSP zu tun?

Die in dieser Studie gemessenen Merkmale der Mütterstimmen basierten auf denselben Prinzipien wie die Musikfilterung im SSP. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der SSP die Art und Weise verstärkt, wie der Klang um mit Sicherheit assoziierte Mittelfrequenzbänder moduliert wird, um dem Zuhörer das Gefühl zu geben, reguliert, sicher und mit sich selbst, seiner Umgebung und anderen verbunden zu sein. Neuere Studien konnten zeigen, dass sich dadurch Sprachstörungen verbessern sowie Angst-Symptome und Depressionen mindern lassen. 

Mit dem Kauf der zeitlich begrenzen SSP-Online-Nutzung verzichtet der Käufer/ die Käuferin ausdrücklich auf das gesetzliche Widerrufsrecht bei digitalen Produkten. Schweizer Kunden können uns einfach direkt per Mail kontakten und erhalten dann eine CHF-Rechnung per Mail von uns. 

App-Installation

Die “MyUniyte-App” ist in Englisch – ferner steht Ihnen ein englischer Support von MyUnyte per Mail zur Verfügung. Sie benötigen ein Android-Smartphone mind. V5 o. höher oder ein Apple-Smartphone mit mind. IOS V12 o. höher. Ferner brauchen Sie mind. 2,5 GB freien Speicher und sollten vom technischen Verständnis her in der Lage sein, eine App zu installieren und ein Smartphone/ Tablet zu benutzen. Falls es technische Probleme mit einem System gibt, können Sie die App einfach auf einem anderen Gerät nutzen. 

Hinweis & Ausschluss

Das SSP ist ein sehr niederschwelliges “Low-Risk-Angebot”. Wir empfehlen die Selbstanwendung ohne Begleitung jedoch nur für stabile und gesunde Persönlichkeiten. Das SSP zur persönlichen Entwicklung ersetzt weder eine Psychotherapie noch ein direktes 1:1-Coaching o. eine Therapie durch einen fachlich ausgebildeten Begleiter, sondern ist ein ergänzendes Werkzeug auf dem Weg des eigenen Wachstums und der Selbstregulation. Die Anwendung erfolgt eigenverantwortlich. Benutzen Sie die Programme max. 30 Minuten am Tag (oder bei erhöhter innerer Aktivierung des Autonomen Nervensystems auch weniger) und legen Sie (außer beim “Classical-Regulationsprogramm”) Pausen von 6 Wochen Wochen nach kompletten Programmdurchläufen (20-30 Tage) ein. Beginnen Sie die Anwendungen mit einer möglichst niedrigen Lautstärke und in einem möglichst regulierten/ stressfreien Zustand. Sie können sich ferner online in den jeweiligen Sessions vom freiraum-Institut begleiten lassen (Preis exkl.). Für eine kassenfinanzierte “Traumatherapie” o. bei einer klinischen Diagnose wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder psychologischen Psychotherapeuten. Am freiraum-Institut bieten wir ausschließlich Persönlichkeitsentwicklung und Coaching zur Potenzialentfaltung an. Bei grundsätzlichen Fragen zum SSP und zur Anwendung können Sie uns gerne kurz kontaktieren. Neukunden melden sich zur Anamnese-Aufnahme bitte bei uns in der Praxis. Die Selbstanwendung sollte nicht genutzt werden bei Psychosen, Einnahme antipsychotischer Medikamente, Borderline-Persönlichkeitsstörungen, Bipolaren Störungen, Suizidalität und Selbstverletzung, Dissoziativen Persönlichkeitsstörungen, PTBS/ Traumafolgereaktionen/-störungen, Krampfneigungen, Anfallleiden, Epilepsie, neurologischen Erkrankungen, medizinisch relevanten Erkrankungen des Ohres und Hörkanals sowie bei akutem Tinnitus oder anderweitig medizinisch relevanten Erkrankungen, die erst mit einem Arzt abgeklärt werden müssen. Uns ist mündlich ein Fall bekannt geworden, bei dem in einer anderen therapeutischen Praxis Tinnitus im Rahmen von SSP-Anwendung aufgetreten ist. Wir übernehmen keinerlei Haftung für die Folgen der SSP-App-Selbstanwendung.    

Quellen: 

Kolacz, J., daSilva, E. B., Lewis, G. F., Bertenthal, B. I., & Porges, S. W. (2021). Associations between acoustic features of maternal speech and infants’ emotion regulation following a social stressor. Infancy : the official journal of the International Society on Infant Studies, 27(1), 135–158. https://doi.org/10.1111/infa.12440

Tronick, E. Z., Als, H., Adamson, L., Wise, S., & Brazelton, T. B. (1978). The infant’s response to entrapment between contradictory messages in face-to-face interaction. Journal of the American Academy of Child Psychiatry, 17(1), 1–13. https://doi.org/10.1016/S0002-7138(09)62273-1

Der Artikel erschien im Original bei MyUnyte (Susanna Coss) auf Englisch unter: https://integratedlistening.com/research/what-the-mothers-coo-can-tell-us-about-safety-in-sound/ 

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