Somatic-Experiencing – kurz „SE“ – ist ein menschenfreundlicher Ansatz für Therapie, Coaching, Beratung, Pflege, Notfallhelfer und Pädagogik der von Dr. Peter Levine entwickelt wurde. Dieser konzentriert sich darauf, wie potenziell traumatische Erlebnisse (zu denen Peter auch leichtere Schock-Erfahrungen, als in den klassischen Definitionen angegeben, zählt) und überwältigende Erfahrungen im Körper gespeichert werden und wie sie durch gezielte körperliche und sensorische Übungen verarbeitet werden können. Peter Levine argumentiert, dass Traumata nicht nur im Geist, sondern auch im Körper gespeichert werden und dass eine gezielte Arbeit mit körperlichen Empfindungen und Reaktionen helfen kann, die Auswirkungen von Traumata, Schock und Überwältigung zu reduzieren. Somatic-Experiencing zielt darauf ab, die natürlichen Selbstregulierungskräfte des Körpers und des Autonomen Nervensystems, auf Basis der Polyvagaltheorie, zu aktivieren, um traumatischen Stress, ähnlich wie beim gezielt evozierten „Neurogenen Zittern“ durch das TRE, zu verarbeiten und die damit verbundenen Symptome zu lindern. Das Somatic-Experiencing hat sich über viele Jahrzehnte als wirksam erwiesen und wird international angewendet. Neuere Ansätze im somatischen Formenkreis, wie bspw. das NARM oder SOMA-Embodiment sowie die Arbeit mit dem Tuning-Board oder der integralen somatischen Psychologie, sind allesamt aus dem Somatic-Experiencing entstanden und haben dabei bestimmte Schwerpunkte in den Fokus gestellt. Es ist ferner sehr gut möglich, die von uns angebotenen SSP-Sound-Anwendungen mit dem Somatic-Experiencing in Online-Sitzungen zu kombinieren.
Traumata sind so alltäglich geworden, dass die meisten Menschen ihre Präsenz nicht einmal bemerken (…) Trauma ist nicht das, was uns widerfährt, sondern das, was wir in Abwesenheit eines einfühlsamen Zeugen in uns tragen.
Beim Somatic-Experiencing wird weder das Erlebte plump umgedeutet, noch harsch hervorgezerrt um es gar nochmal konfrontativ erleben zu müssen, so dass es zu einer neuerlichen Aktivierung der bereits angelegten, neuronalen Trauma-Schaltkreise käme (wie es oft in vielen 1970er-Jahre-Therapien der Fall war), noch wird derjenige als „krank und mit einer Störung behaftet“ abgestempelt. Es geht uns darum, die Verbindung zu sich selbst und zum eigenen Körper wieder im Hier und Jetzt, verbunden mit Ressourcen (die uns einstmals fehlten), gestaltend aufzunehmen. Aufklärung („Psychoedukation“) ist ein wichtiger Bestandteil einer SE-Sitzung um auftauchende Phänomene entsprechend einordnen zu können, was dabei hilft zu verstehen, wie bestimmte Symptome mit erlebten Überwältigungen zusammenhängen. Im sogenannten „Pendeln“ zwischen den neu gefundenen oder wieder entdeckten Ressourcen und den Aspekten der überwältigenden Erfahrung wird Schritt für Schritt die im Nervensystem gebundene Überlebensenergie gelöst. Dies erfolgt bewusst kleinschrittig, so dass, keine abermalige Überflutung ausgelöst wird. Die unbewussten Fixierungen lösen sich so und der Körper beginnt, sich leichter wieder zu regulieren und in einen natürlichen Wechsel von Aktivität und Entspannung zu gelangen.
„Ich bin überzeugt davon, dass Trauma heilbar ist und dass der Heilungsprozess ein Katalysator für tief greifendes Erwachen sein kann – ein Türöffner für emotionale und echte spirituelle Transformation.“
(Dr. Peter A. Levine)
Wie bereits auf der NARM-Seite beschrieben besteht eine enge Verbindung zwischen Trauma-Strukturen, v.a. aus dem Bereich „Bindungstrauma“ mit dem Lebensbereich der intimen menschlichen Beziehungen, Partnerschaft oder Ehe. Nicht selten finden sich gerade die Menschen, welche beiderseits von Trauma-Strukturen geprägt worden sind, was die innerpsychisch oder körperlich vorhandenen Dynamiken im Einzelnen jeweils tendenziell aktiviert („triggert“) und potenziell verstärken kann. Letzteres führt dann oftmals, aus Mangel an Kapazität und beidseitiger Unfähigkeit zur gegenseitig-mitfühlenden Co-Regulation zu Eskalationsspiralen ohne Lösung. In diesem Sinne kann eine gemeinsam NARM- & SE-Arbeit als Paar eine große Bereicherung in der Beziehung darstellen, die das Wachstum und Potenzial fördert anstatt die malignen Strukturen verhärtet.
Für eine kassenfinanzierte “Traumatherapie” wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder psychologischen Psychotherapeuten. Am freiraum-Institut bieten wir ausschließlich Persönlichkeitsentwicklung zur ganzheitlichen Potenzialentfaltung an.
Leiter freiraum-Institut/ Trainer/ Supervisor
Gestalttherapeut (EAP)/ Transpersonaler Therapeut (EUROTAS)/ Somatic-Experiencing®-Practitioner/ NARM®-Practitioner/ TRE®-Provider
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Weiterführende Literatur zum Thema Trauma, Schock, Stress, Nervensystem, Poylvagaltheorie & Somatic-Experiencing:
Grüber, Isa, 2017, Was der Körper zu sagen hat – Ganzheitlich gesund durch achtsames Spüren, Stress- und Traumabewältigung durch Somatic Experiencing (SE), Mankau
Levine, Peter, 2024, Lernen, den Tiger zu reiten: Die Autobiographie des wegweisenden Trauma-Experten, Kösel
Levine, Peter, 2016,
Levine, Peter/ Phillips, Maggie, 2013,
, KöselLevine, Peter, 2011, Sprache ohne Worte: Wie unser Körper Trauma verarbeitet und uns in die innere Balance zurückführt, Kösel
Levine, Peter/ Kline, Maggie, 2010,
, KöselLevine, Peter/ Jahn, Judith, 2007, Vom Trauma befreien – Wie Sie seelische und körperliche Blockaden lösen: Wie Sie seelische und körperliche Blockaden lösen, Kösel
Porges, Stephen, 2021, Heilen mit der Polyvagaltheorie – Neuronales Training für Körper, Herz und Hirn, Probst
Porges, Stephen/ Dana, Deb, 2018, Klinische Anwendungen der Polyvagaltheorie – Ein neues Verständnis des Autonomen Nervensystems und seiner Anwendung in der therapeutischen Praxis, Probst
Rahm, Dorothea/ Meggyesy, Sylvia, 2019, Somatische Erfahrungen in der psychotherapeuten und körpertherapeutischen Traumabehandlung, Probst
Van der Kolk, Bessel, 2014, Verkörperter Schrecken – Traumaspuren in Gehirn, Geist und Körper, Probst
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